301 Weiterleitungen: (K)eine gute Linkbuilding Strategie?

Linkbuilding durch 301-Weiterleitungen

Sinnvoll?
Martin Brosy
| 10.12.2018

Der Kauf von Backlinks ist teuer und riskant. An Links aus redaktionellen Artikeln von zum Beispiel Bild kommen selbst die besten Linkbroker nicht. Oder doch? Zumindest über Umwege und hier kommt das 301-Linkbuilding ins Spiel. Ob es wirklich etwas bringt und was sich dahinter verbirgt, beleuchte ich in diesem Artikel.

301-Linkbuilding – Der neue (alte) heiße Scheiß

Verkauf von 301 Backlinks über Facebook GruppenEin 301-Backlink von Bild, Stern, Spiegel und Co kostet zwischen 100 und 400 Euro. Der Aufwand für den Dienstleister liegt bei unter einer Stunde. Im letzten Jahr wurden solche Links teilweise für bis zu 750 Euro verkauft.

Früher hieß Twix noch Raider und Buchstaben Yolo Scrabble. Puh, zumindest letzteres hat sich als Werbegag herausgestellt. In den sozialen Medien geistert eine neue Linkbuildingstrategie herum. Alle bieten sogenanntes 301-Linkbuilding oder Linkaufbau mit Expired Domains an.

Die Resonanz auf die kommunizierten Angebote ist erstaunlich. Jeder möchte wissen, wie die Backlinks von Bild, Stern, Bloomberg, SAP… zustande kommen und sich am liebsten gleich damit eindecken.

Wichtige Definitionen zum 301-Linkbuilding

Lass mich dir in wenigen Worten die Vorgehensweise beim 301-Linkbuilding erklären. Webseiten, von denen du gerne einen eingehenden Verweis haben möchtest, werden zum Beispiel auf fehlerhafte ausgehende Links gecrawlt. Die gefundene Domain wird registriert und via Redirect auf dein Projekt umgeleitet.

Was ist eine Expired-Domain?

Registrierte Domains müssen regelmäßig verlängert werden. Geschieht das nicht, läuft die Domain aus (engl. expired) und sie ist auf dem freien Markt wieder verfügbar. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eventuell wurde das Projekt eingestellt oder der Inhaber hat schlichtweg die Laufzeitverlängerung verschlafen.

Wenn die gelöschte Domain aus der Sicht der Suchmaschinenoptimierung (Backlinkprofil, Trust, Keyword im Domainnamen) interessant ist, wird sie als Mittel für das Linkbuilding erneut registriert, bzw. gedroppt.

Was ist eine 301-Weiterleitung?

Die URL von Inhalten auf einer Website kann sich im Zuge eines Relaunches ändern. Damit der Nutzer nicht auf eine 404 Fehlerseite gelangt, wird er via 301 Statuscode auf die neue Adresse umgeleitet (Redirect). Besser wäre es, wenn die interne und externe Verlinkung entsprechend der neuen URL angepasst werden würde. Allerdings ist das bei größeren Projekten mit einem enormen Aufwand (Kosten) verbunden.

Was bedeutet das in Bezug auf das Linkbuilding? Es werden Domains mit einem guten Backlinkprofil gedroppt und mithilfe des Redirects auf das Hauptprojekt umgeleitet. Die SEO-Power wird dadurch auf die eigene Seite übertragen.

301-Linkbuilding – Fehler nutzen

301 Linkbuilding: Neue Linkziele durch Tippfehler, Beispiel BILD

Wer möchte keinen Link von der Bild haben? Schließlich besitzt der Onlineauftritt der Yellow-Press mächtig SEO-Power. Wer kein Geld für Content Marketing ausgeben will, bedient sich dem 301-Linkbuilding. Im Beispiel wollte der verantwortliche Redakteur zur Website von RB-Salzburg verlinken. Leider hat er das „r“ in der URL vergessen. Eine Vergleichsseite für Sportwetten hat sich die Domain registriert und via 301 auf eine eigene Unterseite weitergeleitet. Statt eine Landingpage zu RB-Salzburg zu erstellen, wurde der Redirect auf eine allgemeine Unterseite gesetzt.

Redakteure sind auch nur Menschen und machen Fehler. So kommt es vor, dass ein Buchstabe vergessen oder ein Bindestrich zu viel in der URL gesetzt wird. Dadurch entstehen neue Linkziele, die ins Leere führen.
Clevere Webmaster screenen (crawlen) bekannte Portale nach solchen falschen Linkzielen und registrieren sich die URL-Neuschöpfungen. Hierbei handelt es sich nicht um Expired-Domains, denn die Domains sind nie ausgelaufen, weil sie noch nie registriert wurden.

 

301 Linkbuilding: Tippfehler im Textlink führt zu neuen Linkzielen

Im April 2012 wurde auf der Sportbild ein Artikel mit einem Link zum FC St. Pauli veröffentlicht. Der Redakteur hat zwischen dem „st“ und „pauli“ einen Bindestrich eingefügt und damit die Tore für das 301-Linkbuilding geöffnet. Bis heute ist der „kaputte“ ausgehende Link nicht aufgefallen. Wer einen Link von der Sportbild haben möchte, sollte schnell sein, denn die URL wurde noch nicht registriert.

301-Linkbuilding – Bringt das wirklich etwas?

Bevor ich die Frage konkret beantworte, möchte ich einige Beispiele aus der Praxis zeigen. Ich habe mir vier 301-Backlinks angeschaut. Die ersten beiden resultieren aus einem Rechtschreibfehler in der URL und die letzten Beispiele sind Expired Domain.

Analyse von 301 Backlinks: Keine organischen Verbesserungen im Traffic oder Rankings

 

Am 26.10.2017 wurde eine URL mit Backlink von Bild registriert und auf eine Kategorieseite umgeleitet. Eine positive Auswirkung auf die Entwicklung der Rankings und des Traffics konnte ich nicht feststellen. Das hängt von mehreren Faktoren ab, einen Rankingboost brachte der 301-Backlink jedoch nicht. Im Gegenteil. Ein Jahr später sind die Keywords und der Traffic leicht rückläufig.

Kein Impact nach 301 Backlink von Bild.de

Der hier auf eine Unterseite umgeleitete 301-Backlink wurde von Bild.de gesetzt. Der Traffic ist in den nächsten Monaten kurz angestiegen, ist dann aber wie auch die organischen Keywords stark gefallen. Auch hier konnte kein Impact festgestellt werden.

301 Backlink aus Expired Domain

Bei diesem 301-Backlink handelt es sich nicht um einen Rechtschreibfehler in der Domain,sondern um eine Expired Domain. Die Auswirkungen auf das neue Linkziel sind nicht erwähnenswert.
Hier wurde eindeutig Geld für nichts bezahlt. Den Anbietern von 301-Linkbuilding kann man keinen Vorwurf machen, schließlich bieten Sie lediglich eine Dienstleistung an. Nur der Käufer sollte nicht so
naiv sein und einen 301-Backlink von Bild als Lösung seiner Rankingprobleme sehen.

Meine Begeisterung zum 301-Linkbuilding hält sich in Grenzen. Ich habe mir insgesamt zehn Projekte angeschaut und nur eines davon konnte mit „verbesserten“ Metriken aufwarten. Bei den restlichen Zielseiten stieg weder der Traffic noch die Rankings. Im Gegenteil, denn die SEO-Werte verschlechterten sich sogar.

Negative Auswirkungen eines 301 Backlinks

Die Umleitung der Expired-Domain auf das neue Projekt hat sich nicht negativ auf das Projekt ausgewirkt. Der 301-Backlink stammt von Finanzen.net. In diesem Beispiel wurde der Redirect nicht auf die Startseite oder einer allgemeinen Unterseite gesetzt, sondern es wurde ein passender Artikel erstellt.

Linkbuilding ist und bleibt ein sensibles Thema. Wenn Webseiten wie zum Beispiel Bild oder Stern der durchs Dorf getriebenen Sau auf die Schliche kommen, dann werden die zuständigen Suchmaschinenoptimierer die Links reparieren oder löschen. Das muss dir beim Kauf solcher Links bewusst sein.

Google ist und wird in Zukunft viel besser in der Lage sein, solche Strukturen zu identifizieren und die Webmaster „bestrafen“.

Mein Fazit zum 301-Linkbuilding – Finger weg!

Webmaster möchten der Konkurrenz einen Schritt voraus sein. Das ist nachvollziehbar, allerdings sollte dann auch das 301-Linkbuilding vernünftig umgesetzt werden. Für eine solche Aufgabe darf kein Amateur beauftragt werden. Davon befinden sich viele in den Facebook-Gruppen dieses Bereichs.

Diskussion in einer Facebook Gruppe zum Thema 301 Linkbuilding
Beitrag von Thomas Wagner zum Thema 301-Linkbuilding.

Wenn du es besser als die hier gezeigten Beispiele machen möchtest, empfehle ich dir den Fokus auf den Content zu legen. Hole dir einen 301-Backlink und erstelle dafür eine geniale Unterseite. Dafür musst du einen Keywordfokus festlegen, Nebenkeywords definieren, verschiedene Content-Formate einfügen und deinem Redakteur kreativen Freiraum einräumen. Du merkst, der Aufwand ist nicht gerade gering. Bist du dazu nicht bereit, dann spare dir das Geld.

Wenn dir ein Backlink keinen Traffic und neue Conversion bringt, was willst du dann damit? Es gibt mit Sicherheit Geschäftsmodelle, wo der Aufbau von 301-Backlinks gewinnbringend ist. So wie es die Marktschreier in den Facebook-Gruppen machen, ist es allerdings reine Geldverschwendung.

In meinen nächsten Artikel für XOVI werde ich die Ergebnisse eines eigenen Tests präsentieren.

Dein Martin Brosy

Author

Martin Brosy
Martin Brosy ist Managing Director bei www.impulsQ.de. Das Unternehmen hat sich Content Distribution (Content Marketing & Linkbuilding) spezialisiert. Zudem veröffentlicht Herr Brosy regelmäßig Gastartikel und ist als Speaker aktiv.