Link building mit gekauften Artikeln

Gekaufte Artikel – So erkennt Google sie nicht

Martin Brosy
| 15.11.2017

Linkbuilding-Papst Cemper formulierte es in seinem Ausbildungskonzept zum LRT Associate sehr treffend: „Nur nicht auffallen“. Auch wenn er dabei die Metriken des Linkprofils meinte, so ist die Aussage auch auf den geschriebenen Artikel zutreffend. Wenn du Links kaufst oder bezahlte Inhalte bei dir online stellst, dann nehme dir kurz einige Minuten Zeit und lese den Artikel. Ich werde dir zeigen, wie du das Risiko einer Abstrafung minimieren kannst.

Vorgehensweise – Das Magazin bleibt anonym – Penalty folgt!

Für den Artikel haben wir uns ein Online-Magazin herausgesucht, welches exzessiv und sehr auffällig Linkverkauf betreibt. Mit „sehr auffällig“ meine ich, dass selbst unsere Praktikantin mir auf Anhieb sagen konnte, welche Artikel gekauft und welche redaktionell sind. Besonders viel Erfahrung war dafür also nicht vonnöten.

Insgesamt haben wir 100 redaktionelle und 100 gekaufte Artikel derselben Seite analysiert. Du hast richtig gelesen, das Magazin hat über 100 Artikellinks verkauft. Exzessiv, sagte ich doch.

Google hat die Seite noch nicht mit einem Penalty belegt. Das ist aber nur eine Frage der Zeit und weil das Online-Magazin sehr bekannt ist, sind mit Sicherheit die Existenzen einiger Mitarbeiter bedroht. Sehr schade, wie leichtfertig Publisher teilweise mit dem Thema umgehen. Darum soll es hier aber nicht gehen.

Über die erhobenen Daten habe ich das arithmetische Mittel gebildet. Ich bin kein Statistiker und mit Sicherheit wären die Ergebnisse etwas anders ausgefallen, wenn ich die Ausreißer gestrichen hätte. Zur Vermittlung der Botschaft ist die durchgeführte Vorgehensweise jedoch ausreichend.

Kundenlinks – Platzierung der Links, Linkziele, Ankertexte – Muster vermeiden

Im Grunde geht es um das Vermeiden von Mustern. Wer seinen Link im Artikel immer im oberen Drittel platziert, hinterlässt ein Muster. Dennoch war ich überrascht, dass lediglich 35 Prozent der Paidlinks im oberen Drittel des Artikels gesetzt wurden.

Es läuft mir eiskalt den Rücken herunter, wenn ich mir die Linkziele anschaue. Eine Vielzahl der Linkziele waren Produkt- und Kategorieseiten. Oftmals verlangen die Kunden gezielt danach, dennoch sollte im Jahr 2017 unbedingt davon Abstand genommen werden. Zumindest ist es die Pflicht einer guten Linkbuilding-Agentur, den Kunden darauf hinzuweisen.

Mehr als die Hälfte der verwendeten Ankertexte waren Keywords. Diese Erkenntnis haut mich nicht vom Hocker, allerdings wünsche ich mir in Zukunft ein Switch hin zur Wortphrase oder zur Brand. Beide Ankerarten waren in der Stichprobe deutlich unterrepräsentiert.

Gekaufte Artikellinks. Wo werden die Links platziert?
Die Wichtigkeit einer im Text enthaltenen Information nimmt nach unten hin ab. Stichwort: Inverse Pyramide. Trotzdem befanden sich nur 35 Prozent der gesetzten Links im oberen Drittel des Artikels.
Gekaufte Artikellinks. Was sind die beliebtesten Linkziele?
Erstaunlich! Im Jahr 2017 linken noch immer ein Viertel der gekauften Artikellinks auf eine Produktseite. Erfreulich hingegen sind die 45 Prozent der Links, die zu einem themenrelevanten Ratgeber oder einer weiterführenden News verweisen.
Gekaufte Artikellinks. Was sind die am häufigsten verwendeten Anker?
Noch immer sind Keyword-Verlinkungen gang und gäbe. Auf Bild- und URL-Verlinkungen wurde in Gänze verzichtet. Die so natürlich wirkenden Brand- und Wortphrase-Verlinkungen kommen gemeinsam lediglich auf einen Anteil von 15 Prozent.

Wortzahl – Quantität statt Qualität – Ja so läuft`s!

Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Die typischen 300-Wörter-Texte gehören vielleicht nicht der Vergangenheit an, aber sie werden weniger. Das bemerke ich auch im Agenturalltag. Was aber geblieben ist, ist die mangelhafte Qualität. Ich habe diese zwar nicht im Rahmen der Untersuchung bewertet, aber ich kann dir eines sagen: Katastrophal oder wie es bei uns SEOs heißt, der 3-Cent-pro-Wort-Text erlebt Hochkonjunktur.

Im Online Magazin lag die durchschnittliche Wortzahl bei 577,5 Wörtern. Als kluger Offpage-SEO würde ich mich daran auch orientieren, denn alles andere ist halt auffällig und eines soll ein bezahlter Artikel mit Sicherheit nicht: AUFFALLEN!

Gekaufte Artikellinks vs. redaktionelle Artikel. Wo liegen die durchschnittlichen Wortzahlen.
Im Durchschnitt lag die Wortzahl redaktioneller Artikel bei 577 Wörtern. Die gekauften Artikel hingegen lagen mit 792 Wörtern 35 Prozent oberhalb des redaktionellen Mittelwertes. Die verlinkten Artikel selbst wiesen im Mittel eine Wortzahl von knapp 1.600 Wörtern auf.

Trustlinks – Wikipedia – Nein Danke

Wie sich die Branche doch ändert. Am Anfang sollte in jedem gekauften Artikel eine Verlinkung zu Wikipedia und mittlerweile heißt es von Seiten der Kunden: „Nur kein Wikipedia, Focus oder Spiegel verlinken.“ Aber bevor ich dazu etwas schreibe, möchte ich kurz die Anzahl der Trustlinks betrachten.

Ein gekaufter Artikel ohne Trustlink ist unvorstellbar. Die Redaktionen sind teilweise von oben dazu angehalten, mit externen Verlinkungen zu geizen. Kein Wunder also, dass nur 2 von 10 Artikeln überhaupt einen Trustlink besitzen. Bei den gekauften Artikeln verfügt fast jeder davon über eine Verlinkung zu einer vertrauenswürdigen Quelle. Während also die Redaktion kaum auf externe Inhalte verlinkt, setzen die Linkbuilder nicht nur den eigenen Kundenlink, sondern auch noch einen weiteren Trustlink in den geschriebenen Inhalt.

Gekaufte Artikellinks vs. redaktionelle Artikel. Wie viel Trustlinks werden verwendet?
Linkbuilder und ihre Trustlinks. Während im redaktionellen Teil lediglich 2 von 10 Artikeln einen Trustlink hatten, versuchten die Offpage-SEOs nahezu in jedem Artikel den eigenen Link mit einem Trustlink zu verschleiern.

Interne Links – Find ich geil – Hier aber vielleicht nicht!

Wer seine Rankings in die TOP10 boosten möchte, kommt um eine optimale interne Linkstruktur nicht herum. Auf eigenen Projekten setze ich folglich gezielt und viele interne Links. Beim Linkbuilding muss hingegen differenziert werden.

Verlinkt die linkgebende Domain, wie in unserem Fall kaum intern aus redaktionellen Inhalten, dann würde ich das im gekauften Artikel ebenfalls nicht machen. Die Praxis zeigt jedoch, dass das noch nicht zu allen durchgedrungen ist.

Gekaufte Artikellinks vs. redaktionelle Artikel. Wie viele interne Links werden verwendet.
Ich bin selbst ein Riesen-Fan von interner Verlinkung, denn ich weiß um dessen Wirkung auf die Rankings. Im Linkbuilding enttarnen sich die SEOs damit selbst, denn im untersuchten Fall wäre Geiz die bessere Wahl gewesen.

Überschriften – Sorgfältig gliedern! – Oder doch nicht?

Der Trend zu kleinen Absätzen mit Zwischenüberschriften ist unverkennbar. Lange und ungegliederte Textpassagen sind out. Zumindest aus der Perspektive eines Online Marketers. In unserem Beispiel hingegen haben die Redakteure auf H3-Überschriften komplett verzichtet. Eine Tatsache, der ich als SEO Beachtung schenke.

Gekaufte Artikellinks vs. redaktionelle Artikel. Wie viele H2- und H3-Überschriften werden gesetzt?
Die Redaktion hat in keinem Artikel eine H3-Überschrift gesetzt. Eine wichtige Information, wenn der gekaufte Artikel nicht aus dem Raster fallen soll. Bei den H2-Überschriften gibt es ebenfalls eine Abweichung.

Contentveredlung – Ist mehr wirklich mehr – Gedanken

Dem Diagramm ist zu entnehmen, dass die Abweichungen zwischen redaktioneller Arbeit und dem Inhalt des gekauften Artikels groß sind. Die Grafik spricht eigentlich nicht für viele Bilder, einem Video, Zitaten, Tabellen und Stichpunkten. Verrückt! Schließlich lockern sie die Inhalte auf und erzeugen beim Leser ein gutes Gefühl. All das wirkt sich garantiert positiv auf die User-Signals aus. Ich denke weiter muss ich die Kausalkette nicht ausführen.
Fakt ist, wer mit seinen gekauften Inhalten nicht auffallen möchte, der orientiert sich am Publisher.

Gekaufte Artikellinks vs. redaktionelle Artikel. Wie viele Bilder, Tabellen, Stichpunkte, Zitate und Videos werden verwendet?
Die diversen Gegenüberstellungen zeigen ganz gut, dass eine pauschale Aussage, wie ein Linkbuilding-Artikel auszusehen hat, Unsinn ist. Im untersuchten Magazin wurden seitens der Redaktion zum Beispiel mehr als zwei Bilder pro Artikel verwendet, während die gekauften Contentstücke mit nur 1,5 Bilder aufwarten können.

Ich kann nicht 100 redaktionelle Artikel für ein Link untersuchen! – Hast du nen Knall?

Berechtigter Einwand. Hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Entweder du schaust dir 20 Artikel an und wertest diese hinsichtlich der Wortzahl, Trustlinks, internen Links, Überschriften… aus (10 Artikel sind aus meiner Erfahrung zu wenig) oder du automatisierst den Prozess und lässt dir von einem fähigen Programmierer etwas bauen, damit du problemlos 100 Artikel und mehr auswerten kannst. Wir haben uns für den letzteren Weg entschieden.

Ungeachtet dessen hoffe ich, dass dir klar wurde, dass du deine gekauften Artikel an die redaktionellen Inhalte anpassen musst, um nicht aus der Masse herauszustechen. Es ist nur ein kleines Zahnrad, aber hoffentlich ist es genau das, was dich vor einer Penalty bewahrt. Es ist folglich nicht immer unbedingt sinnvoll, den längsten Artikel mit den meisten Überschriften und Bildern zu verfassen. Oftmals genügt ein Blick auf die redaktionellen Artikel, um ein Gefühl über die Art und Weise des Textes zu erhalten.

Als Publisher von gekauften Artikeln solltest du ebenfalls diese analysieren, denn schließlich geht es auch um deine Rankings und um dein Risiko, enttarnt zu werden. Im besten Fall schreibst du den Artikel selbst.

Im besten Fall verzichtet ihr auf Linkbuilding und widmet euch der Erstellung von geilem Scheiß.

Euer Martin Brosy

Author

Martin Brosy
Martin Brosy ist Managing Director bei www.impulsQ.de. Das Unternehmen hat sich Content Distribution (Content Marketing & Linkbuilding) spezialisiert. Zudem veröffentlicht Herr Brosy regelmäßig Gastartikel und ist als Speaker aktiv.